Unsere „Secret Show“ in einem Bochumer Künstleratelier am 14. Juni ist auf dem Papier eigentlich eine einfache Sache: Ein entspannter Auftritt vor Freunden, Bekannten und den Gewinnern der MySpace-Verlosung, um sich noch etwas Bühnenpraxis für die Extraschicht eine Woche später zu holen. Die Realität stellt sich allerdings etwas anders dar, denn wir verbringen mit der Vorbereitung der „Secret Show“ sehr viel mehr Zeit, als mit der Vorbereitung der Extraschicht – das Künstleratelier ist kein Veranstaltungsort, wir müssen also die gesamte Technik, die für den Auftritt benötigt wird, selbst beschaffen und aufbauen (und mit „gesamte Technik“ ist wirklich JEDES einzelne Stromkabel gemeint). Außerdem müssen wir einige Male mit Sascha proben, denn der Veranstalter hat sich gewünscht, dass der Prolog live aufgeführt werden soll. Im Atelier selbst begegnet uns eine seltsam unprofessionelle Hilflosigkeit und Lethargie des Veranstalters, die darin mündet, dass das Publikum eine geschlagene Stunde auf den Auftritt warten muss. Zum Glück besteht das Publikum aus lauter netten Leuten, so dass der Auftritt schließlich doch eine ganze Menge Spaß bringt und der Aufwand sich gelohnt hat.
Vor dem Extraschicht-Auftritt haben wir jede Menge Respekt. Geplant sind drei Vorstellungen an einem der vier Hauptspielorte, nämlich der Drehscheibe „Jahrhunderthalle/Westpark“. 30 000 Gäste werden hier erwartet, wir sollen insgesamt drei Mal Open Air auftreten, erstmals bei Tageslicht. Die elementar wichtigen Videoprojektionen fallen deshalb weg. Unter diesen schwierigen Rahmenbedingen wollen wir dem Publikum nicht auch noch ein fünfminütiges Intro vom Band zumuten, also nehmen wir wieder Sascha mit. Mit Grauen denken wir an unsere Auftritte bei der Reutlinger Kulturnacht und die hektische Stimmung dort zurück (siehe Tourtagebuch Teil 2) – doch auch diesmal kommt alles ganz anders als gedacht. Die Zuschauer sind, obwohl sie die Vorstellungen im Stehen verfolgen müssen, ungeheuer ruhig und konzentriert, alles läuft reibungslos, zwischendurch gibt es einige Male Szenenapplaus. Als besonderes Extra spielen im Westpark 18 Schauspielschüler/innen der Essener Folkwangschule, unter Leitung der Regiestudentin Ruth Schultz, die Lichtung. Überall im Park hört man bekannte Wort- und Satzfetzen: „Kahle, schwarze Baumstümpfe“, „Zeige dem wilden Tier nie, dass du Angst vor ihm hast“ und „Man muss alles probieren“. Es macht ungeheuren Spaß, die Texte einmal komplett anders interpretiert zu erleben. Die künstlerische Leiterin der Extraschicht lobt die Veranstaltung später als „absolut runde Sache“ und dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen…