Espelkamp-Premiere für „Die Lichtung“: Für ein Projekt, das sich „Espelkamp Tapes“ nennt, ist das natürlich etwas besonderes. Dementsprechend nervös reisen wir mittags in der ostwestfälischen Kleinstadt mit der einzigartigen Atmosphäre an. Wie wird man hier, am Schauplatz unserer Mystery-Trilogie, auf das Stück reagieren? Enthusiastisch? Feindselig? Wird man uns am Ende womöglich aus der Stadt jagen?
Der Gesellschaftsraum des Espelkamper Bürgerhauses bringt mit seinen holzvertäfelten Wänden auf den ersten Blick nicht allzuviel von dem mit, was unser Stück braucht, um zu funktionieren. Eine halbe Ewigkeit verbringen wir damit, den Raum mit Gaze-Streifen abzuteilen und die Projektionen einzurichten. Mit dem Soundcheck werden wir deshalb erst kurz vor dem Einlass fertig. Es kommt weit weniger Publikum als erhofft (im Nachhinein erfahren wir, dass durch einen Fehler unsererseits zwei verschiedene Anfangszeiten angekündigt waren und deshalb einige Leute vor verschlossenen Türen stehen, als die Vorstellung schon lange läuft. Ärgerlich!), die Vorstellung läuft verhältnismäßig glatt, aber auch merkwürdig schlaff. Der Schlussapplaus fällt aus. Aber auch als wir noch einmal auf die Bühne gehen, um uns und unser Stück vorzustellen, bekommen wir nur den denkbar distanziertesten und kürzesten Höflichkeitsapplaus. Am Ausgang, wo unser Merchandisestand steht, schleicht das Publikum mit gesenkten Köpfen an uns vorbei. Die wenigen, die uns beim Gehen anschauen, haben eine Mischung aus Verachtung und Mitleid in ihren Blicken. Ein unvergesslicher Abend.
Am nächsten Tag machen wir einen ausgedehnten Spaziergang durch unsere ostwestfälische Lieblingsstadt, mit dem Gefühl, man könnte uns hinterm nächsten Baum auflauern und für irgendetwas bestrafen. Wofür? Keine Ahnung so richtig. Ist dann aber auch nichts derartiges passiert. Die lokale Presse schreibt in ihrer Kritik über den Abend später: „Zu viel Formstrenge verdirbt den Appetit“. Ach, so war das!