Teil 40: Zeche Carl, Essen

Auf Einladung von Melanie, die für die Zeche Carl arbeitet, spielen wir an einem Mittwoch Abend bei der LitCarl in genau jenem legendären Essener Veranstaltungsort, der vor nicht allzu langer Zeit noch von der Schließung bedroht war und dann doch knapp gerettet werden konnte. Teile des Teenage Angst Ensembles (welche wohl?) haben hier in den Neunzigern wichtige und prägende Stunden ihrer Jugend bei Konzerten von Bands wie Tiamat, Unleashed, Morgoth, Suicidal Tendencies, etc. verbracht.
Wegen der Lichtverhältnisse ziehen wir kurzfristig vom Casino in die Turnhalle um und finden dort ideale Rahmenbedingungen vor. Leider fällt der Auftritt dann aber in die Kategorie „Geschlossene Gesellschaft“, so dass wir jeden Zuschauer per Handschlag und namentlich begrüßen können. Zum einen war der Termin ziemlich kurzfristig gebucht worden. Zum anderen ist das Ruhrgebiet natürlich nicht erst seit Ruhr2010 DIE Kulturmetropole der westlichen Welt, und der durchschnittliche, total kulturbegeisterte Ruhrgebietler kann sowieso nur zu den wichtigsten, nachhaltigsten Veranstaltungen gehen, wenn also zum Beispiel auf der A40 Grillwürstchen gereicht werden oder die windbedingte Abwesenheit von Ballons am Tage und in der Nacht bestaunt werden kann – sonst käme er ja gar nicht mehr nach Hause, vor lauter Kultur. Nee, im Ernst: Bei der Beurteilung der Qualität von Metropolen kann es nur von Vorteil sein, viel und oft durch das Land zu reisen, um sich Vergleichsmöglichkeiten zu schaffen. Wahrscheinlich gibt es auf der Welt neben dem Ruhrgebiet keinen zweiten Ort mit so vielen engagierten, tollen Kulturschaffenden, Veranstaltungsorten und Veranstaltern – ohne Publikum…