Hamburg ist in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von Wismar. Weil die Leute des Gängeviertels uns netterweise Fahrräder ausleihen, verbringen wir den frühen Nachmittag mit einer Fahrradtour durch den Hamburger Hafen und über die Reeperbahn. Als wir vom Ausflug wieder zurückkommen, geht es auch schon fast mit dem Aufbau und Soundcheck los. Mit der Betonung auf fast. Denn wegen zahlreicher technischer Probleme zieht sich der Aufbau bis zur angekündigten Einlasszeit hin, so dass wir mit dem eigentlichen Soundcheck erst beginnen können, als bereits die ersten Zuschauer erwartungsvoll auf ihren Stühlen sitzen. So etwas ist immer unschön, besonders ärgerlich wird es aber, wenn wie hier im Gängeviertel die stundenlangen Aufbau-Bemühungen des Veranstalters trotzdem in einen grottigen Sound münden. Während der Show stehen alle unsere Regler, inklusive des Masters, am äußersten Limit und man hört – so gut wie nichts. Trotz wildem Winken und Gestikulieren unsererseits in Richtung der Tonfrau (während einer Theaterperformance!), scheint es nicht möglich zu sein, die Lautstärke der Show über das Niveau einer gedämpften Unterhaltung anzuheben. Daniel verlässt während der Show sogar die Bühne, geht zum Mischpult und bittet die Tonfrau darum, die Lautstärke anzuheben. Achselzucken. Unsere zugegebenermaßen etwas abfälligen und wütenden Bemerkungen über die Qualität der Tonanlage am Ende des Auftritts werden von einigen Zuschauern mit Buhrufen quittiert. Liebes Gängeviertel, versteht uns bitte nicht falsch – wir finden euer Engagement für den Freiraum, den ihr dort geschaffen habt, und euren Kampf gegen den Abriss der historischen Gebäude des Gängeviertels in jeder Hinsicht unterstützenswert. Allerdings hat diese Unterstützung da ihre Grenzen, wo die Künstler zu billigen Vehikeln für einen lässigen Lifestyle werden.