Am nächsten Morgen jedenfalls stehen die Berge noch (siehe Tourtagebuch Teil 20). Heute geht es nach Aarau in der Schweiz. Die Fahrt ist kurz, deshalb nutzen wir den Vormittag für einen kleinen Spaziergang zur Rappenlochschlucht bei Dornbirn und für einen kurzen Moment fühlt sich das Ganze wie Urlaub an. Auf dem Weg nach Aarau entdecken wir im Autoradio einen Vorarlberger Sender, der pausenlos Schlagerklassiker der 50er bis 70er Jahre dudelt, darunter solche Meisterwerke wie 7000 Rinder von Peter Hinnen aus dem Jahr 1963, mit diesem unfassbaren, packenden Refrain: „Hey! Siebentausend Rinder!, Kinder, Kinder, Kinder!, Im Sommer und im Winter, Immerzu lauter Ochs, lauter Kuh!“.
Der Bodensee rauscht vorbei, schlagergeflashed sehen wir zwei kleine Italiener mit ihrem knallroten Gummiboot übers Wasser brettern. Spätestens als in den Nachrichten gemeldet wird, dass im Kanton XY demnächst das Nacktwandern verboten werden soll, steht fest: Die Schweiz kommt auf die Liste der Länder, in die es sich auszuwandern lohnt. Wer käme in Deutschland schon auf die Idee, nackt zu wandern? Schade, dass die Schweiz künftig die Zahl deutscher Asylbewerber begrenzen will…
Der Flösserplatz, in dem wir heute auftreten, feiert im April zwanzigsten Geburtstag und gerade einmal drei Wochen vor uns standen Trail of Dead hier auf der Bühne. Nicht schlecht. Obwohl es in Aarau dank Chris Garrett und den beiden Veranstalterinnen Luzie und Sabine jede Menge guter Promo gegeben hat (sogar die Fahrgäste in den Bussen der Stadt wurden mit Monitorwerbung bombardiert) sind wir wie immer etwas besorgt darüber, was uns erwartet. Aarau, Kleinstadt, wer soll hier schon zu unserer Show kommen? Es kommen Leute, und zwar gar nicht so wenige. Die Show läuft genauso gut wie gestern, und als absolute Krönung unserer bisherigen künstlerischen Laufbahn fällt zum Finale eine Zuschauerin vor Schreck vom Stuhl! Was will man mehr?
Am nächsten Morgen entdecken wir bei einem kurzen Stadtbummel, dass das kleine Aarau verhältnismäßig mehr Galerien aufbietet als die Kulturhauptstadt 2010. Natürlich hat Aarau auch seine Schattenseiten, die wir hier nicht verschweigen wollen: Hier, in dieser schweizerischen Idylle, hat DJ Bobo den sogenannten Eurodance ausgeheckt und damit eine ganze Generation hoffnungsvoller, junger Menschen verdorben…