Am Donnerstag brechen wir gegen Mittag nach Cottbus auf. Das Quasimono liegt mitten auf dem Cottbusser Campusgelände und ist ein recht neuer Club, erst ein Jahr alt. Schon während des Soundchecks haben wir mit Soundproblemen zu kämpfen, die auch bis zur Show nicht komplett verschwinden werden. Matze, der Soundmann, erträgt all unsere Anweisungen („Etwas mehr Sound auf den Monitor. Etwas weniger Sound auf den Monitor. Etwas mehr.“) mit stoischer Ruhe und behält seine gute Laune. Während der Show haben wir permanent ein Fiepen auf den Mikrofonen, was uns leicht irritiert, unsere Performance ist trotzdem gut und die Publikumsreaktionen nach der Show sind überraschend positiv. Alles in allem ein guter Abend. Am nächsten Morgen gehen wir mit Robert, dem Veranstalter, in einem netten Café in der Cottbusser Neustadt frühstücken. Robert ist ein Halbspanier, der schon eine ganze Menge verrückter Projekte realisiert hat und den Kopf voller weiterer cooler Ideen hat.
Auf dem Weg nach Meißen verfahren wir uns mit unserem Tourauto, der „alten Dame“, irgendwo im sächsischen Nichts, es regnet zum ersten Mal während der Tour und da wir alle abergläubisch sind, befürchten wir das Schlimmste. Zu unrecht… Die Hafenstraße bietet die bisher größte Bühne auf dieser Tour, die Leute, die uns betreuen – Veranstalterin Sandra und die Techniker Nick und Rolando – sind sehr engagiert und völlig professionell. Genau wie in Berlin haben wir einen erstklassigen Sound auf und vor der Bühne, entsprechend gut läuft unser Auftritt. Neben Berlin der bisher beste Abend auf dieser Tour. Wir übernachten in einer kleinen gemütlichen Pension, die so ziemlich das krasseste vorstellbare Gegenteil zu den Punk-WGs der letzten Tage ist, und genießen es. Extrem cool.
Dann steht die längste Distanz der Tour an: Meißen-Reutlingen. Fast 600 Kilometer, einmal von Sachsen, quer durch Bayern, bis nach Baden-Württemberg. In Reutlingen ist Kulturnacht, deshalb treten wir an diesem Abend gleich zweimal auf. Leider kommen bei den Reutlingen-Shows gleich mehrere ungünstige Faktoren zusammen: Die letzten 2000 Tourkilometer stecken uns in den Knochen, wir sind entsprechend müde und haben auf der Bühne teilweise extreme Texthänger. Während beider Shows hören wir uns nur über die Front-PA, aber nicht über den Monitor. Außerdem sind die Leute auf „All you can eat“ eingestellt: 250 Programmpunkte für 10 Euro – das Publikum kommt und geht während der Shows. Teilweise bleiben die Leute nur zwei Minuten, bevor sie zur nächsten Location weiterwandern, was uns auf der Bühne völlig irritiert. Bisher wider Erwarten leider der Tiefpunkt auf der Tour. Egal, die Leute vom Nepomuk sind nett und der Veranstalter Andreas hatte sich den Abend wohl auch etwas anders vorgestellt. Am nächsten Morgen wachen wir mit dem ersten Schnee in diesem Winter auf und fahren zurück ins neblige Ruhrgebiet.