600 km Fahrt und schon sind wir in einer komplett anderen Welt. In Kiel flogen Schiffe durch den Club, in Jena sind es Fahrräder, die durch den Hinterhof der JG-Stadtmitte schweben. Die JG-Stadtmitte ist im positiven Sinn kurios: Der Laden hat einerseits einen kirchlichen Hintergrund, andererseits einen politischen. Beides könnte unter bestimmten Umständen leichte Bauchschmerzen hervorrufen, aber im Falle der JG-Stadtmitte tut es das nicht. Nichts wirkt hier angestrengt, peinlich bemüht oder engstirnig festgefahren. Und: man darf hier rauchen, wo man möchte. Auf der Bühne, im Publikum, auf dem Klo, überall. Herrlich! Wir fühlen uns wie in einer Oase. Noch besser wird es, als wir feststellen, dass die Show sehr gut besucht und das Publikum völlig offen und neugierig ist. Die gute Stimmung überträgt sich auf die Bühne, wo heute, bis auf einen zwischenzeitlichen Bildausfall, alles rockt. Nach der Show sitzen wir noch lange mit Gästen auf der Bühne und beantworten deren Fragen.
Danach geht es in die Gemeinschaftsküche, wo wir mit dem Chef der JG-Stadtmitte, Lothar, und ein paar weiteren Leuten aus dem Umfeld des Ladens großartiges Hühnchen in Rotweinsoße essen und viel zu viel Wodka trinken. Ein wunderbarer Abend – und ein schrecklicher Morgen. Mit Kopfschmerzen und dem Gefühl, dass Jena am Ende ein Highlight der Tour gewesen sein wird, geht es in aller Frühe weiter, wieder 600 km, diesmal nach Konstanz am Bodensee, wo wir Abends im Kulturladen auftreten sollen.